Der Zusammenhang zwischen visuell-verbalen Paarassoziationsfähigkeiten im Kindergartenalter und den späteren Lese- und Rechtschreibleistungen

Karbach, F. (2017)

Im Bereich der Prävention von Dyslexien ist eine verlässliche Früherkennung von Risikokindern essenziell. Fehleinschätzungen zeigen sich oftmals bei mehrsprachigen Kindern aufgrund sprachlicher Defizite. Das visuell-verbale Paarassoziationslernen (PAL) wird in aktuellen Studien als bedeutender Einflussfaktor auf die Lese- und Rechtschreibleistungen beschrieben. Auch bei Mehrsprachigkeit könnten die sprachunabhängigen Testungen eine faire Beurteilung bieten. Die aktuelle Studie untersucht den Zusammenhang zwischen dem visuell-verbalen PAL bei ein- und mehrsprachigen Kindergartenkindern und den späteren Lese- und Rechtschreibfähigkeiten. 2013 (T1) wurden 56 Kindergartenkinder zwischen 4;0 und 5;11 Jahren in den Bereichen Intelligenz, Frühes Schriftwissen und visuell-verbales PAL getestet. Die PAL-Aufgaben bestanden aus einer rezeptiven Laut-Symbol-Assoziation sowie einer produktiven Aufgabe, bei der serielle Symbolabfolgen vorgelesen bzw. geschrieben werden mussten. Drei Jahre später (T2) konnten 17 Grundschulkinder in den Bereichen Intelligenz, visuell-verbales PAL, Lesen und Schreiben nachuntersucht werden. Zur Identifizierung möglicher Prädiktoren wurden lineare Regressionsanalysen durchgeführt. Die Ergebnisse zeigen, dass das Wortlesen (korr. R2 = .71), Pseudowortlesen (korr. R2 = .64) und Lesesinnverständnis (korr. R2 = .65) bereits im frühen Kindergartenalter durch die serielle PAL-Aufgabe zu T1 vorhergesagt werden kann; über den Einfluss von Intelligenz und Frühes Schriftwissen hinaus. Im Schulalter nimmt der Einfluss des PAL ab und die Intelligenz dient als Prädiktor der Leseleistungen. Das Wortschreiben kann nicht früh vorhergesagt werden, jedoch zeigt sich im Schulalter, dass die rezeptive PAL-Aufgabe als Prädiktor für das Wortschreiben dienen kann (korr. R2 = .21). Alle Ergebnisse sind unabhängig von Geschlecht und Mehrsprachigkeit. Die visuell-verbalen PAL-Aufgaben scheinen daher auch bei mehrsprachigen Kindern ein vielversprechendes Hilfsmittel in der Früherkennung und Prävention von Dyslexien zu sein.

Leseentwicklung von Kindern der 1.-4. Klasse - eine Eyetracking-Studie im Längsschnitt

Große Brinkhaus, K. (2017)

Die Entwicklung der Lesefähigkeit kann mit dem bildgebenden Verfahren der Blickbewegungsmessung detailliert untersucht werden. Dies wurde bisher in zahlreichen Studien an-hand von Blickbewegungen hauptsächlich für die englische Sprache beschrieben. Da sich die deutsche Sprache in ihrer orthografischen Transparenz von der englischen unterscheidet, sind Unterschiede zu erwarten. Aus diesem Grund geht die vorliegende Arbeit der Frage nach, inwieweit sich die Blickbewegungen speziell für die deutsche Sprache im Laufe der Entwicklung verändern, welche Lesestrategien sich beobachten lassen und ob sich Wortlängen- und Wortfrequenzeffekte hier ebenfalls finden lassen. Dazu wurden von 150 Kindern (81 Jungen, durchschnittliches Alter 7;2 Jahre in der ersten Klasse) jeweils in der ersten zweiten und vierten Klasse die gängigsten Blickbewegungsparameter beim leisen Lesen von Sätzen im Längsschnitt gemessen. Neben den Gesamtmittel-werten werden auch Wortlängeneffekte und Wortfrequenzeffekte ausgewertet. Die Ergebnisse der Studie zeigen ein für das Deutsche typische einzelheitliche Vorgehen, welches mit steigender Leseerfahrung in ein ganzheitliches wechselt. Dies zeigt sich in sin-kenden Lesezeiten, weiter zur Mitte gerichteten Landepositionen und in sinkenden Fixations- und Refixationswahrscheinlichkeiten und -anzahlen. Des Weiteren zeigen sich Einflüsse des Wortmaterials auf die Blickbewegungen durch deutliche Wortlängeneffekte sowie einige Wortfrequenzeffekte. Insgesamt zeigen die Ergebnisse auch für das Deutsche einen Effizienzgewinn beim Lesen über die Klassenstufen. Speziell für die deutsche Sprache sprechen die Ergebnisse für das Vorliegen eines Schwerpunktwechsels der Lesestrategie. Dies weist darauf hin, dass sich die Ergebnisse von opaken Sprachen nicht vollständig auf transparente Sprachsysteme übertragen lassen.

Vorläuferfähigkeiten für den Lese-und Rechtschreiberwerb bei bilingualen Vorschulkindern

Nelleßen, W. & Nieslony, J. (2017)

Auf Grund der steigenden Zahlen von mehrsprachig aufwachsenden Kindern wird darüber dis- kutiert, ob Bilingualität Einfluss auf die im Vorschulalter erworbenen Vorläuferfähigkeiten zum Leseerwerb hat. Die vorliegende Studie untersuchte dazu 28 Vorschulkinder, die mit Deutsch als Zweitsprache (DaZ) aufwachsen und verglich ihre Leistungen in der phono- logischen Bewusstheit, im schnellen automatisierten Benennen, im frühen Schriftwissen, im visuell-verbalen Paarassoziationslernen sowie ihre grundlegenden Fähigkeiten in der Aufmerk- samkeit, dem Gedächtnis und der visuellen Wahrnehmung mit den Leistungen einsprachig auf- wachsender Kinder. Es zeigte sich, dass die einsprachig aufwachsenden Kinder signifikant bessere Leistungen im Erkennen von Reimen (p=.001), im Silben Lesen (p=.015), im visuell- verbalen Paarassoziationslernen (p≤.025), im Zahlen Nachsprechen (p=.002), in der visuellen Wahrnehmung (p≤.021) und der Impulskontrolle (p=.006) zeigten. In der geteilten Aufmerk- samkeit wiesen die Kinder mit DaZ eine signifikant höhere Anzahl an falschen Reaktionen (p=.024) und Auslassungen (p=.001) auf, während sie im Median der Reaktionszeit eine signi- fikant bessere Leistung zeigten (p=.001). Im Pseudowörter Nachsprechen konnten die Kinder mit DaZ mehr Wörter korrekt nachsprechen (p=.05). Die Ergebnisse weisen darauf hin, dass sich Mehrsprachigkeit auf die verschiedenen Vorläuferfähigkeiten unterschiedlich auswirkt. Dabei steht zur Diskussion, welchen Einflussfaktor die Mehrsprachigkeit an sich auf die Er- gebnisse hat und welche Ergebnisse auf andere Faktoren (z.B. Literalität des Elternhauses) zurückzuführen sind.

The relevance of noun-external gender information in German: An eye-tracking study with third-grade children

Bürskens, A. (2016)

The principal purpose of our study was to examine whether noun-external gender cues influence children’s processing of spoken language, which has not yet been sufficiently researched particularly in German. Basically, German nouns belong to a certain gender category (masculine, feminine and neuter). We hypothesized that performance is better in sentences with gender dissimilarities since this could cause less intervention. Thus, we asked typically developing (TD) third-graders to perform sentence-picture matching tasks by simply looking at the picture that suited a spoken sentence as fast as they could. Sentences were either simple statements (noun-verb-noun-sentences), wh-questions or relative clauses. In addition, each sentence could either belong to a subject-object (SO) or object-subject (OS) condition. Half of all items contained nouns with either different or the same gender. Measures were taken by using eye-tracking technology. Differences in fixation durations on the right and the wrong picture showed that gender matters in simple topicalized noun-verb-noun-sentences. We confirmed the mismatch effect discovered by Adani et al. (2010) who said that performance is better if the grammatical gender of subject and object differ. In addition, a subject-object asymmetry was striking. Probably children without any language disorder employ gender to counterbalance difficulties in subject-object asymmetry in simple statements. In the future, a study comparing performance of TD children and children suffering from SLI could be conducted to check whether there are differences in the processing of gender.

Gucken – Sehen – Lesen: Hirnverarbeitungsprozesse jenseits der Orthographie

von Tongelen, F. (2016)

Seit Beginn des 20. Jahrhunderts werden Blickbewegungen zur Erforschung des Leseprozesses, besonders bei dyslektischen Patienten, eingesetzt. Derweil ist noch unklar, ob defizitäre Blickbewegungen die Ursache oder Folge einer Dyslexie sind. Um diese Frage beantworten zu können, wurde das Landolt-Paradigma entwickelt. Es bildet ausschließlich die visuelle Struktur geschriebener Sprache auf Satzebene ab, in dem die Grapheme eines syntaktisch, lexikalisch-semantisch und orthographisch korrekten Satzes durch Landolt-Ringe ersetzt werden. Somit soll die Untersuchung reiner visuomtorischer Fertigkeiten ermöglicht und der Einfluss sprachlicher Informationen auf den Leseprozess ausgeschlossen werden. Zusätzlich sichern enthaltene Targets (nach links geöffnete „c ́s“), die während des Landolt-Lesens identifiziert werden sollen, die vollständige Erfassung des sprachfreien Materials.
Im Rahmen der Blickbewegungsforschung konnte bereits nachgewiesen werden, dass das Landolt-Paradigma leseähnlich verarbeitet wird (Kohlen, 2012; Radach, Günther & Huestegge, 2012). Die hirnphysiologischen Aktivierungen des sprachfreien Paradigmas wurden erstmals von Hillen (2012) und Hillen und Kollegen (2013) an 20 sprachgesunden Erwachsenen mittels funktioneller Magnetresonanztomographie (fMRT) untersucht und im Blockdesign ausgewertet. Um eine differenzierte Betrachtung der syntaktischen, lexikalisch-semantischen, orthographischen und Landolt - Aktivierungen zu ermöglichen, wurde sprachlich korrektes Satzmaterial in fünf Abstrahierungsstufen um den Sprachgehalt reduziert (Abbildung 4). Die Ergebnisse bestätigen, dass das Landolt-Paradigma leseähnlich verarbeitet wird. Jedoch wurden verstärkt rechtshemisphärische Aktivierungen im Lobus Parietalis festgestellt, die u.a. mit aufmerksamkeitsregulierenden Prozessen assoziiert werden und über die Aktivierungen des Lesens hinausgehen.
Zur Ursachenklärung dieser Aktivierungen wurde die Stichprobe von Hillen (2012) und Hillen und Kollegen (2013) um 20 sprachgesunde Probanden erweitert (n = 40) und die Ergebnisauswertung im detaillierten ereigniskorrelierten Design vorgenommen. Es wurde untersucht, ob die integrierte Targetsuche, die initiale Aufmerksamkeitsausrichtung oder die Ähnlichkeit zwischen Targets und Landolt- Ringen einen Einfluss auf die rechtshemisphärischen Aktivierungen im Lobus parietalis haben. Die Ergebnisse zeigen, dass die initiale mentale Aufmerksamkeitsausrichtung während der ersten Sakkade keine spezifischen
Aktivierungen in rechtshemisphärischen, parietalen Regionen hervorruft. Das targetlose Landolt-Lesen führt, verglichen mit targetlosen, orthographischen Leseaufgaben, zu rechtsdominanten Aktivierungen in parietalen, occipitalen und frontalen Regionen. Hier liegt das größte Aktivierungscluster mit seinem Maximum im Lobus parietalis inferior und reicht bis in den Gyrus postcentralis und den Lobus parietalis superior hinein. Die Stimuli mit Targets führen, abzüglich der targetlosen Stimuli, bedingungsübergreifend zu verstärkten rechtshemisphärischen Aktivierungen im Lobus parietalis mit dem lokalen Maximum im Gyrus postcentralis, das sich bis in den Gyrus supramarginalis und Gyrus precentralis erstreckt.
Diese Ergebnisse ermöglichen ein besseres Verständnis des Landolt-Paradigmas und dessen Verwendbarkeit als erweiterndes Diagnostikinstrument zur Identifikation und Differenzierung dyslektischer Leser mit visuomotorisch statt sprachlich begründeten Lesedefiziten.

Blickbewegungen von Dritt- und Viertklässlern mit Entwicklungsdyslexie und/oder Aufmerksamkeitsdefizit beim Satzlesen und Landolt-Scannen

Peters, K. (2015)

Die Entwicklungsdyslexie (ED) als eine der am häufigsten gestellten Diagnosen im Kindesalter geht mit veränderten Blickbewegungsmustern beim Lesen einher. Da es aktuelle Hinweise gibt, dass ein Aufmerksamkeitsdefizit (AD) okulomotorische Fähigkeiten beeinflusst, geht die vorliegende Arbeit der Frage nach, ob ein komorbides AD die Blickbewegungen von Kindern mit ED beim Lesen und sprachfreien Scannen zusätzlich moduliert. Dafür wurden 110 Schüler der dritten und vierten Klasse untersucht (71 Jungen, durchschnittliches Alter 9,7 Jahre), von denen 24 eine ED (Gruppe ED), 32 ein AD (Gruppe AD) und 29 eine Kombination beider Störungbilder (Gruppe KS) aufwiesen; 29 altersgemäß entwickelte Kinder bildeten die Kontrollgruppe (Gruppe KG). Eine Besonderheit der Untersuchung stellte das nichtsprachliche Landolt-Paradigma dar, mit dessen Hilfe leserelevante Blickbewegungen erhoben werden können, die von linguistischen Defiziten nicht beeinflusst werden. Zur Identifikation aufmerksamkeitsassoziierter, okulomotorischer Defizite wurde neben ausgewählten Blickbewegungsparametern beim Satzlesen und Landolt-Scannen der Sakkadendistanzeffekt in beiden Bedingungen erhoben. Die Ergebnisse dieser Studie belegen nicht nur den aus der Literatur bekannten Einfluss einer ED, sondern auch den eines (isolierten) ADs auf die Blickbewegungen beim Satzlesen. Eine ED bewirkte zudem Auffälligkeiten beim Landolt-Scannen, welche durch ein komorbides AD leicht moduliert wurden. In der Satzbedingung war dieser Einfluss eines komorbiden ADs hingegen nicht erkennbar. Der Sakkadendistanzeffekt ließ sich in allen Gruppen und unter beiden Messbedingungen nachweisen. Interessanterweise war er unter beiden Bedingungen bei den Kindern mit komorbidem Störungsbild am schwächsten ausgeprägt. Dies wird als Hinweis auf eine mangelhafte Automatisierung der Blickbewegungssteuerung interpretiert. Insgesamt sprechen die Ergebnisse für qualitative Unterschiede zwischen den untersuchten Gruppen und lassen grundlegende okulomotorische Defizite, welche einer Automatisierung der Blickbewegungssteuerung entgegenstehen, bei den Kindern mit komorbidem Störungsbild vemuten.

Computersimulation of dyslexia - a MEG-study

Wolff, C. (2014)

This paper is based on a behavioral study (Tholen et al., 2011) and an fMRI study (Heim et al., 2014), both of which used the LEDA-paradigm (letter dancing) to evoke dyslexic symptoms in healthy adult readers. Their subjects showed reading difficulties similar to dyslexic reading, such as a slower pace and an increase of mistakes. Items in the LEDA-paradigm were modified in two different ways: a phonology-related deficit was simulated by using an unfamiliar font and the magnocellular deficit was simulated by using moving letters, making the items appear to be “dancing”. Heim et al. (2014) found activation in the left hemisphere as well as in the right hemisphere, both in the FONT and in the MOVEMENT condition. This present study looked at the general sequence of activation in the LEDA-paradigm by using an MEG, also focusing on the sequence of events in the left hemisphere and its right homologues. Results were mostly in line with Heim et al. (2014), additionally showing a bilateral frontal activation in the FONT condition. The activation course of said frontal areas and of the inferior parietal lobule followed the expected pattern, meaning the left hemisphere was activated first and right homologues followed in a later time window. Against our expectations regarding the MOVEMENT condition, the left superior temporal gyrus showed involvement before area V5. In both conditions contralateral activation was found, meaning both hemispheres were active in solving the task. This study supports the statement made by Tholen et al. (2011) and Heim et al. (2014) that the LEDA-paradigm helps us to understand reading problems and hopefully leads us to a better understanding of dyslexic reading altogether.

Visuell-verbales Paarassoziationslernen im Kindergartenalter

Weber, K. (2014)

Studien belegen einen Zusammenhang zwischen visuell-verbalem Paarasso- ziationslernen und Leseleistungen. Personen mit Dyslexie weisen Defizite in dieser Assoziationsfähigkeit auf. In der Früherkennung und Diagnostik von Dyslexien wird das visuell-verbale Paarassoziationslernen bislang noch nicht berücksichtigt, ob- wohl es neben dem Frühen Schriftwissen, der Phonologischen Bewusstheit und der Benennungsgeschwindigkeit als zusätzlicher Prädiktor für die Leseentwicklung diskutiert wird. In dieser Studie wurde untersucht, ob die entwickelten Aufgaben zur Erfassung der visuell-verbalen Paarassoziationsfähigkeit für die Durchführung mit vier- und fünfjährigen Kindern geeignet sind und ob es Gruppenunterschiede gibt. 56 Kinder (34 Mädchen) im Alter von 4;0 – 5;11 Jahren wurden mit computerbasierten Aufgaben untersucht. In den rezeptiven Aufgaben wird die Fähigkeit der Integration von Namen und Objekten sowie von Namen und Symbolen über- prüft. Die Kinder beurteilen durch Tastendruck die Kongruenz der dargebotenen Reize. In den produktiven Aufgaben sollen die Kinder Symbole mit Silben assoziieren und diese in Reihen mit bis zu vier Symbolen „lesen“ und „schreiben“. Eine Betrachtung des Schweregrades der Aufgaben zeigte, dass den Kindern die Assoziation von Objekten und Namen leichter fällt, als die Assoziation von Symbolen und Namen. In den produktiven Aufgaben nimmt der Schweregrad mit An- stieg der Symbolanzahl zu. Die rezeptiven Aufgaben wurden insgesamt besser ge- löst als die produktiven Aufgaben. Im Vergleich der Altersgruppen wiesen die Fünf- jährigen überwiegend bessere Leistungen auf als die Vierjährigen. Es zeigte sich kein Unterschied bei den ein- vs. mehrsprachig aufwachsenden Kindern sowie zwi- schen den Geschlechtern. Zudem bestand kein Zusammenhang zwischen dem Bildungsniveau der Eltern und den Leistungen der Kinder. Das Frühe Schriftwissen korrelierte mittelgradig bis gut mit den Leistungen im visuell-verbalen Paarassoziationslernen. Die Ergebnisse zeigen, dass die Aufgaben in ihrem Schweregrad für vier- und fünfjährige Kinder geeignet sind. Der prädiktive Charakter der Aufgaben für die Leseentwicklung muss in einer Längsschnittstudie geklärt werden.

Blickbewegungsmuster von Vorschülern im Landolt-Paradigma: Ein Prädiktor für die Leseentwicklung?

Rest, A. & Alt, C. (2014)

Der Abruf und die Koordination aller für das Lesen notwendigen Teilprozesse müssen im Laufe der Leseentwicklung erst erlernt und automatisiert werden. Hierbei spielt unter anderem die Entwicklung der Blickbewegungssteuerung, der okulomotorischen Steuerung, eine wichtige Rolle. Die vorliegende Arbeit wurde im Rahmen der Längsschnittstudie ‚Lesen ohne Worte: Ein Paradigma zur Untersuchung entwicklungspsychologischer Grundlagen von normalem und dyslektischem Lesen‘ an der Uniklinik Aachen durchgeführt. Die Blickbewegungen von 192 Kindern wurden bei der Bearbeitung einer Lese-Aufgabe und der sprachfreien Landolt-Aufgabe, einem Paradigma, das leseähnliche Blickbewegungen abbilden kann, aufgezeichnet. In der wissenschaftlichen Literatur gibt es bislang keine Evidenz dafür, welche Blickbewegungsstrategien oder -muster bei der Bearbeitung beider Bedingungen verwendet werden und inwiefern diese als Prädiktor für die Leseentwicklung fungieren. Ziel der Studie war es (1) herauszufinden, inwiefern sich Blickbewegungsstrategien in der Landolt-Aufgabe im Laufe der Leseentwicklung von der Vorschule bis zur zweiten Klasse verändern und (2) inwieweit in der Vorschule verwendete Blickbewegungsstrategien die Leseleistung in der zweiten Klasse voraussagen können. Die Ergebnisse zeigen, dass in der Vorschule noch viel Varianz in den Blickbewegungsmustern zu erkennen ist. Im Laufe der Leseentwicklung bildet sich jedoch ein stets ausgeprägteres Muster von links nach rechts heraus. Über den betrachteten Messzeitraum können Strategien zu drei gleichbleibenden Faktoren, dem ‚links-rechts-Faktor‘, ‚rechts-links-Faktor‘ und dem ‚Faktor Unsicherheiten‘, zusammengefasst werden. Ein Zusammenhang zwischen dem frühen Schriftwissen, einem aussagekräftigen Prädiktor für die Leseentwicklung, und den Blickbewegungsstrategien konnte nicht gefunden werden. Unter Berücksichtigung der Tatsache, dass bei der Voraussage der Leseentwicklung neben den ermittelten Faktoren noch weitere Einflussvariablen eine Rolle spielen, können die Strategiefaktoren in der Vorschule mit 9-13% einen soliden Erklärungsgehalt aufweisen. Entgegen der Erwartungen sind in der Vorschule anhand der verwendeten Strategien aus den Faktoren keine Unterschiede zwischen späteren guten und schlechten Lesern zu erkennen. In der zweiten Klasse hingegen werden diese Unterschiede deutlich. Insgesamt können die verwendeten Blickbewegungsstrategien und – strategiefaktoren in der Landolt-Aufgabe die Leseentwicklung nur eingeschränkt vorhersagen.

Reading-Resemblant Eye-Movement of Preschoolers as Prediction for Reading-Skill Progress

Burkhard, C. (2014)

The focus of this bachelor’s thesis lies in the predictability of reading development. We asked if variables measured with the Landolt-reading task could be a reliable predictor for reading skills. For that matter we examined 192 children in a longitudinal study following their development from pre school age up to second grade school. We used attention-, holistic reading-, eye movement- and global strategy-variables to predict variance in decoding, word reading and reading comprehension through a multiple linear regression. We found good predictive value in global reading strategies, eye movement- and attention-variables suggesting that these play a vital role in the acquisition of reading skills. We however found no predictive value in holistic reading strategies suggesting that either these can't predict reading skill acquisition or that they are unsuitable for prediction. In future research these findings could be investigated upon older children to see if especially the global reading strategies have validity beyond our sample.

Einfluss von Defiziten im nichtlinguistischen Lesen auf die Blickbewegungen des linguistischen Lesens bei Kindern mit Dyslexie

Kraatz, C. (2013)

Die nichtlinguistische Aufgabe des Landolt-Paradigmas ermöglicht es, funktional äquivalente Anforderungen beim Lesen abzubilden und somit leseähnliche Blickbewegungen auf sprachfreier Ebene zu erzeugen. Folglich ermöglicht das Landolt-Paradigma unter anderem die Erfassung aufmerksamkeitsbasierter Prozesse beim Lesen. Vorstudien bestätigen, dass beim Lesen des Landolt-Paradigmas dyslektische Kinder mit (LAN-) und ohne Defizit (LAN+) existieren (zwei Landolt-/LAN-Gruppen). Daher war das Ziel der Studie die Erforschung der Folgen dieser beiden Landolt-Gruppen auf das Lesen linguistischen Materials sowie die Überprüfung möglicher Ursachen dafür. Dazu wurden 26 Dritt- und Viertklässler mit einer Dyslexie rekrutiert und in die Gruppen LAN+ (14 Kinder) und LAN- (12 Kinder) eingeteilt. Es erfolgte ein Vergleich ihrer Leseleistungen, erfasst anhand von Blickbewegungsmessungen und Lesetests. Die Ergebnisse der Blickbewegungsmessungen zeigten deutlich, dass die Gruppe LAN- ein insbesondere zeitlich auffälligeres Leseverhalten (längere Fixationsdauern) aufweist als LAN+, welches sich jedoch nicht in den Lesetests widerspiegelte. Zur Erklärung dieser Blickbewegungsunterschiede wurden drei Hypothesen aufgestellt. Erstens könnten diese Unterschiede auf auffälligere Leistungen in den Aufmerksamkeitsfunktionen in der Gruppe LAN- zurückgeführt werden. Zweitens wurde ein größerer Anteil an Kindern mit einem zusätzlichen Aufmerksamkeits-Defizit/Hyperaktivitätssyndrom (ADHS) in der Gruppe LAN- angenommen. Und drittens bestand die Vermutung, dass klinisch relevante internalisierende Verhaltensweisen in der Gruppe LAN- die Unterschiede erklären könnten. Die zweite und dritte Hypothese konnte verworfen werden, da das Vorliegen eines komorbiden ADHS und auffälliger internalisierender Verhaltensweisen innerhalb beider Landolt-Gruppen gleichmäßig verteilt waren. Mittels der neuropsychologischen Aufmerksamkeitstests wurde bei LAN- ein mildes Defizit der Informationsverarbeitungs- geschwindigkeit festgestellt, während LAN+ auffällig in der Daueraufmerksamkeit und leicht auffällig in den Exekutivfunktionen war. Somit trifft die erste Hypothese teilweise zu. Die Kombination dieser Aufmerksamkeitsdefizite liefert zudem einen weiteren möglichen Erklärungsansatz. Um die Unterschiede beim Lesen des linguistischen Materials jedoch vollständig erklären zu können, sollten weitere mögliche Ursachen, wie beispielsweise ein mögliches räumlich-okulomotorisches Defizit näher untersucht werden. Die Möglichkeit der Einteilung dyslektischer Kinder in zwei Landolt-Gruppen in Verbindung mit unterschiedlichen Lesemustern unterstützt die Theorie der Existenz kognitiver Subtypen einer Dyslexie.

Einsatz des Landolt Paradigmas bei Vorschulkindern

Weißbach, L. (2013)

Durch die Entwicklung der sprachfreien Landolt-Aufgabe wird die Möglichkeit geschaffen, Blickbewegungen von Kindern, die noch nicht lesen können, beim Scannen von Sätzen zu messen. Bei 251 Vorschulkindern wurden mit Spearman Korrelationen Zusammenhänge von Blickbewegungen mit Leseerfolgsprädiktoren (Aufmerksamkeit, Schriftsprache, Speed processing, visuell-räumliche Merkfähigkeit, Verhalten) sowie mit Leseleistung nach einem Schuljahr untersucht. Korrelationen zu Verhalten und Aufmerksamkeit fallen niedrig aus. Die Okulomotorik weist schon vor dem Lesenlernen Unterschiede auf. Signifikante Korrelationen zwischen Landolt und der Leseleistung nach einem Schuljahr weisen darauf hin, dass Landolt Vorhersagen zur Entwicklung des Sprachverständnisses trifft, während die Blickbewegungen weitgehend unabhängig von Prädiktoren des Leseerfolgs sind. Die Entwicklung der Kinder sollte in jedem Fall weiter untersucht werden, um feststellen zu können, ob sich Landolt als Einsatz zur Früherkennung von Leseerfolg und weiteren Parametern einsetzen lässt.

Die Eye-Voice Span in der Leseentwicklung

Cröll, J. (2013)

Mit der vorliegenden Arbeit soll ein Beitrag zum Verständnis des lauten Lesens im Unterschied zum leisen Lesen geleistet werden. Es wurden bei einer Stichprobe von 17 Kindern zwischen der 3. und der 5. Schulklasse zwei Leseblöcke zum lauten und leisen Lesen präsentiert und die zeitliche und räumliche Eye Voice-Span untersucht. Die Kinder lasen in der lauten Lesebedingung signifikant langsamer als in der leisen. Dies spricht für eine lexikalische Lesestrategie, bei der die Worterkennung bereits relativ schnell verläuft und für eine Begrenzung des Tempos beim lauten Lesen durch Faktoren, die speziell mit diesem Lesemodus einhergehen. Die zeitliche Eye Voice-Span liegt in der Stichprobe mit einem Mittelwert von 642.64 ms über dem Mittelwert, der für Erwachsene gefunden wurde. Die räumliche Eye Voice-Span hingegen weist einen Mittelwert von 10.29 auf und ist somit niedriger als die der Erwachsenen. Lineare gemischte Modelle konnten einen signifikanten Effekt der Wortfrequenz und des räumlichen und verbalen Arbeitsgedächtnisses auf die zeitliche Eye Voice-Span aufdecken. Die räumliche Eye Voice-Span wurde signifikant durch das Alter, das Arbeitsgedächtnis und die Wortfrequenz vorhergesagt. Vor allem bei einer leichteren Wortverarbeitung durch hohe Wortfrequenz oder fortgeschrittene Lesefähigkeiten sowie einer besseren verbalen Arbeitsgedächtnisleistung ist die räumliche bzw. zeitliche Eye Voice-Span größer. Dieser Befund spricht für dafür, dass beim lauten Lesen begrenzte kognitive Ressourcen die Distanz zwischen dem Blick und der Artikulation bestimmen.

Lesen und Aufmerksamkeit - Analyse des Zusammenhangs von Lesefähigkeiten, Aufmerksamkeitsfunktionen und Blickbewegungsparametern bei Schülern der 3. und 4. Klasse

Greßnich, J.P. (2012)

Der Leseprozess erfordert visuelle lnformationsaufnahme und -verarbeitung, Worterkennung, Aufmerksamkeit und okulomotorische Kontrolle. In diesem Kontext ist von Interesse, welche Zusammenhänge es zwischen den drei Komponenten Lesen, Aufmerksamkeit und Blickbewegungen gibt. Aus diesem Grund wurden in der vorliegenden Untersuchung 21 Kinder aus dem dritten und vierten Schuljahr mit durchschnittlichen Lesefähigkeiten untersucht. Bei allen Kindern wurden die Lesesinnverständnisleistungen, Aufmerksamkeitsfunktionen (Intensität, Selektivität, visuell-räumliche Aufmerksamkeit und Exekutive Funktionen) und Blickbewegungen (bei lingustischem und sprachfreiem Material) mittels computergestützter Verfahren erfasst. Die Leseflüssigkeit- und genauigkeit wurde mit
einer Paper-Pencil-Version gemessen. Die partiellen Korrelationen zeigten, dass Blickbewegungen sowohl bei linguistischem als auch bei sprachfreiem Material bedeutsam (r > .500) mit visuell-raumlicher Aufmerksamkeit und Exekutivfunktionen zusammenhängen. Bedeutsame Zusammenhänge konnten auch zwischen Leseleistungen und visuell-räumlicher Aufmerksamkeit sowie Blickbewegungen bei linguistischem Material belegt werden. Einige Korrelationen waren bedingt durch eine Subgruppe innerhalb der Untersuchung. Schlussfolgernd sprechen die Ergebnisse dafür, dass auch bei den sogenannten Normallesern die Diskrepanz hinsichtlich der Leseleistungen hoch ist. Zusammenhänge zwischen bestimmten Aufmerksamkeitsfunktionen und Leseleistungen, die in der Untersuchung nur bei einer Subgruppe bestanden, sprechen dafür, dass manche Leseschwierigkeiten aufmerksamkeitsassoziiert sind. Das Gleiche gilt für die Lesefähigkeit und die Blickbewegungen. Daraus ergibt sich, dass das Leselevel zumindest als Kontrollvariable bei Forschungsarbeiten, die unterschiedliche Zusammenhänge im Kontext der Leseforschung bei Normallesern untersuchen, berücksichtigt werden muss. Des Weiteren liefern die Ergebnisse neue Anreize für die Forschung in Bezug auf schwache Leser und deren Fördermöglichkeiten.

Eye movements of adults in different reading requirements

Kohlen, C. (2012)

Investigations of eye movements enable researchers to explore linguistic processes as well as basal control mechanisms of the eyes during reading. Up to today there is no consensus regarding to the influence of semantic, syntactic and phonological information of the text on processing during reading. To investigate influences of text material on eye movements, the present study used material with a range of lexical content, which is appropriate for distinguishing linguistic processes between reading normal sentences, reading sentences without semantics and/or syntax and reading sentences without semantic, syntax and phonology. This last condition was represented by the Landolt paradigm. So the questions are what are standards of normal reading adults during reading this material and is the material suitable for measuring eye movements of adult readers? Further, which parameters are different during reading of material that is reduced on semantic or syntactic information? How can these differences be explained? To answer these research questions twenty-two German participants who had completed their reading and writing development with no problems were included. For this experiment, all participants were required to be between twenty and thirty years old. The eye movements of the twenty-two participants were examined for temporal as well as spatial parameters. The results revealed clear influences of semantics, syntax and phonology. Whereas the absence of semantic information resulted in longer fixation durations and more refixations, the absence of syntax particularly influenced fixation probability. The spatial parameter of saccade amplitude resulted in shorter saccades in conditions without semantic information. Finally, the material which is used in the present study is able to measure the eye movements of adult readers given graded reading requirements.

First evidence for an existing congruency effect in young readers

Scharf, R. (2012)

The currently predominant explanatory model of dyslexia is the phonological theory. This theory assumes that dyslexic individuals have a deficit in phonological awareness, i. e. an inability to break down words into phonemes and to identify these with written words. Van Atteveldt, Formisano, Goebel, and Blomert (2004) investigated the neural mechanisms of the integration of letters and their corresponding speech sounds using functional magnetic resonance imaging (fMRI). They found diminished activation to incongruent trials in planum temporale and Heschl’s sulcus (congruency effect). Blau, van Atteveldt, Ekkebus, Goebel, and Blomert (2009) extended these findings and revealed a missing congruency effect in dyslexic individuals, adults and elementary school children. In order to establish if this congruency effect is cause or consequence of dyslexia children in an even earlier stage of reading acquisition need to be investigated. This study presents pilot-data (one adult and one first grade child) to a study investigating the congruency effect in first grade children by adapting van Atteveldt et al's design. The analysis revealed a trend towards a congruency effect in the first grade child in auditory regions. Even though this effect was not significant it can be assumed that a study with sufficient participants (n ~ 15) will indeed reveal a congruency effect in first grade children, suggesting automated letter speech sound processing in this early stage of reading and writing acquisition.

Schriftsprachlicher Erwerb eines hörenden Kindes gehörloser Eltern - Eine qualitative Einzelfallstudie

Byell, L. & Schultz, J. (2012)

Vorlesen durch die Eltern ist nach aktuellem Forschungsstand wichtig für die schriftsprachliche Entwicklung der Kinder. Gehörlose Eltern sind nicht in der Lage, ihren Kindern vorzulesen. Daher war das Ziel dieser Studie herauszufinden, inwiefern sich der schriftsprachliche Erwerb hörender Kinder gehörloser Eltern im Vergleich zu dem von Kindern normalhörender Eltern unterscheidet. In dieser Einzelfallstudie wurde ein 12-jähriges Mädchen von gehörlosen Eltern untersucht. Dieses wurde einem Kontrollkind dergleichen Klassenstufe und vom gleichen Geschlecht mit normalhörenden Eltern gegenübergestellt. Bei beiden Kindern wurden vier standardisierte Testverfahren zur Überprüfung des Lesens, Schreibens und Lesesinnverständnisses verwendet sowie ein Intelligenztest, um eine Intelligenzminderung auszuschließen. Zusätzlich wurden die Eltern anhand eines Fragebogens hinsichtlich des elterlichen Vorleseverhaltens, des Kontaktes des Kindes mit hörenden Personen, des Besuchs und zeitlichen Aufenthaltes des Kindes im Kindergarten sowie der Kommunikationsgewohnheiten mit dem Kind befragt. Daraus ging ein Unterschied im schriftsprachlichen Erwerb seitens des Codas hervor. In den Testergebnissen der beiden Probanden lassen sich keine weiten Unterschiede erkennen. Demnach weist das Kind gehörloser Eltern ähnliche schriftsprachliche Fähigkeiten auf wie das Kind von hörenden Eltern. Daraus ist zu schließen, dass das Kind gehörloser Eltern trotz fehlenden Inputs normgerechte schriftsprachliche Fähigkeiten erreichen kann.

Landold: Ein validiertes Lese-Paradigma zur Erfassung kindlicher Blickbewegungen auf sprachfreier Ebene

Zschornak, A. & Zeschmann, B. (2008)

In direkten Vergleichsstudien zum Lesen konnte gezeigt werden, dass Dyslektiker im Gegensatz zu gesunden Lesern auffällige Blickbewegungen aufweisen. Die Entdeckung dieses Phänomens führte in der Blickbewegungsforschung zu der generellen Fragestellung, ob die veränderten Blickbewegungen die Folge oder aber die Ursache von Dyslexie darstellen. Des Weiteren stellte sich die Frage, welche Rolle die visuelle Aufmerksamkeit in Bezug auf den Leseprozess spielt. Aufgrund methodologischer Einschränkungen war es bisher nicht möglich, Blickbewegungen während des Lesens ohne Einfluss lexikalischer Information zu untersuchen, um dadurch eine Antwort auf diese Schlüsselfragen zu erhalten. Das Ziel der vorliegenden Studie bestand deshalb in der Entwicklung und anschließenden Validierung eines Paradigmas, welches auf nicht-lexikalischer Ebene die typischen Blickbewegungen von Kindern beim Lesen funktional äquivalent repräsentiert. Aus diesem Grund wurden zwei Paradigmen entwickelt, die jeweils aus einer Reihe offener und geschlossener Landolt-Ringe bestehen, wie sie in der Optik verwendet werden. Während die Probanden beim Lesen des Landolt-1-Paradigmas auf offene Ringe reagieren sollten, erhielten die Probanden bei der Durchführung des Landolt-2-Paradigmas die Aufgabe auf Items zu reagieren, die vollständig aus geschlossenen Ringen bestanden. Dazu wurden 44 Kinder der dritten und vierten Klasse in zwei Gruppen eingeteilt, die jeweils eine Version des Paradigmas „lasen“. Während der Durchführung der Landolt-Aufgabe wurden Blickbewegungen der Probanden mit Hilfe einer Hochgeschwindigkeits-Kamera aufgezeichnet und anschließend in einem Validierungsverfahren mit denen einer normalen Leseaufgabe verglichen. Die Datenanalyse bezog sich sowohl auf räumliche als auch auf zeitliche Blickbewegungsparameter. Aus dieser
ergab sich, dass beide entwickelten Paradigmen prinzipiell geeignet sind, die Blickbewegungen beim Lesen adäquat zu repräsentieren. Ein Vergleich der Daten zeigte jedoch, dass das Landolt-1-Paradigma hinsichtlich zeitlicher und räumlicher Parameter insgesamt besser geeignet ist, kindliche Blickbewegungen beim Lesen auf sprachfreier Ebene funktional äquivalent widerzuspiegeln.

Zusammenhang von Aufmerksamkeit und LRS - Longitudinalstudie zur Überprüfung von Prädiktoren und Ursachen

Schebben, A. (2008)

In der vorliegenden Untersuchung wird der Zusammenhang von Lese- Rechtschreibstörungen und verschiedenen Komponenten der Aufmerksamkeit überprüft. Zudem werden mögliche Prädiktoren mit den Defiziten im Lesen und Schreiben in Verbindung gesetzt. Um den Zusammenhang zu klären und mögliche Prädiktoren zu identifizieren, wurde eine Längsschnittstudie vom Kindergarten bis zum vierten Schuljahr durchgeführt. 200 Kinder wurden im Vorschulalter auf Lese- Rechtschreibvoraussetzungen geprüft. Im zweiten Schuljahr wurden 130 Kinder mit Lese- Rechtschreibtests und einem non-verbalen Intelligenzscreening nachuntersucht. Im vierten Schuljahr wurden schließlich die 18 auffälligsten Kinder (Lesen und Schreiben im zweiten Schuljahr) mit Lese- Rechtschreibtests und einer Aufmerksamkeitsprüfung getestet. Es zeigte sich, dass ein Zusammenhang zwischen den Fähigkeiten im Lesen und Schreiben und den unterschiedlichen Aufmerksamkeitskomponenten besteht. Außerdem wurde deutlich, dass nicht nur sprachliche Prädiktoren eine entscheidende Rolle beim Schriftspracherwerb spielen, sondern dass nichtsprachliche und kognitive Fähigkeiten ebenso bedeutsam sind.

Der Einfluss von Aufmerksamkeitsprozessen beim Lesen und Schreiben bei Kindern mit Entwicklungsdyslexie, mit ADHS und mit Entwicklungsdyslexie und ADHS

Kreuser, S. & Zywczok, R. (2008)

Neben den sprachlich und phonologisch basierten Ursachentheorien bei Entwicklungsdyslexie haben auch Aufmerksamkeitsprozesse einen Einfluss auf das Lesen und Schreiben. Ein Hinweis darauf ist, dass 15 bis 40% der Kinder mit einer Entwicklungsdyslexie zudem ein Aufmerksamkeits-Defizit/ Hyperaktivitäts Syndrom (ADHS) und 25 bis 40% der Kinder mit einem ADHS eine Entwicklungsdyslexie aufweisen. Ziel dieser Studie war es daher, den Zusammenhang zwischen unterschiedlichen Aufmerksamkeitsprozessen und dem Lesen und Schreiben genauer zu untersuchen. Insgesamt wurden 53 Kinder zwischen 8 und 12 Jahren, verteilt in 4 Gruppen, untersucht: Kinder mit einer Entwicklungsdyslexie, Kinder mit einem ADHS und Kinder mit einer Entwicklungsdyslexie und komorbidem ADHS. Zudem wurde eine Gruppe Kontrollprobanden untersucht. Alle Kinder erhielten neben einer Lese- und Rechtschreibdiagnostik eine modellgeleitete Untersuchung von verschiedenen Aufmerksamkeitsprozessen. Die Ergebnisse der Studie haben zeigen können, dass Dyslexie mehr ist als eine reine Sprachstörung. Das schlechte Abschneiden der Kinder mit Dyslexie in den Aufmerksamkeitstests könnte ein Indikator dafür sein, dass verschiedene Aufmerksamkeitskomponeneten in engem Zusammenhang mit den Lese- Rechtschreibleistungen von dyslektischen Kindern stehen. Weiterhin kann festgehalten werden, dass die Leistungen der Kinder mit ADHS und Dyslexie mit den Lese- Rechtschreibleistungen der Dyslektiker und den Leistungen der Kinder mit ADHS bezüglich der Aufmerksamkeitstests zu vergleichen sind.

Validierung einer sprachfreien Lese-Aufgabe mit Blickbewegungen

von Overheidt, A.C. (2008)

Die direkte Untersuchung visueller Informationsverarbeitung, Aufmerksamkeit und Okulomotorik während des Lesens wurde bisher dadurch erschwert, dass Leser mit einer Dyslexie, aufgrund ihrer Probleme in der sprachlichen Verarbeitung von Texten, immer auch Auffälligkeiten in den beobachteten Blickbewegungen haben. Eine Nicht-Leseaufgabe ist für das Lesen aber nur dann von unmittelbarer Relevanz, wenn man zeigen kann, dass die geprüften okulomotorischen Anforderungen mit den beim Lesen geforderten identisch oder funktional äquivalent sind. Mit so einer Aufgabe wird es möglich, genau zu untersuchen, ob abweichende Blickbewegungen im Rahmen einer Dyslexie die Ursache oder die Folge einer Lesestörung sind. Ziel der vorliegenden Studie war es daher, ein Paradigma zu validieren, mit dem das okulomotorische Verhalten des Lesens in einer sprachfreien Aufgabe simuliert werden kann. Dieses Landoldt-Paradigma wurde bei 10 Kindern aus der 3. und 4. Klasse überprüft. Anschließend fand ein Vergleich der Blickbewegungen des Landoldt-Paradigmas mit den Blickbewegungen einer echten Leseaufgabe statt. In diese Analyse gingen der räumliche Parameter Landeposition und die zeitlichen Parameter Fixationsdauer, Blickzeit und Gesamtlesezeit mit ein. Signifikante Veränderungen zwischen dem Lesen und der Landoldtaufgabe ergaben sich nur bei der Gesamtlesezeit, was durch einen verminderten lexikalischen Aufwand bei der Landoldtaufgabe erklärbar ist. Daraus kann man schließen, dass die Landoldtaufgabe das Lesen qualitativ äquivalent abbildet.

Identifikation der Lese- und Rechtschreibleistungen von Risikokindern im Vorschulalter - Eine Studie zur prädiktiven Validität

Mäder, P. & Schoo, F. (2008)

Eine Früherkennung von Lese-Rechtschreibschwierigkeiten (LRS) ist unabdingbar, um die schwerwiegenden Folgen durch eine frühe Förderung mindern oder sogar vermeiden zu können. Die bestehenden Diagnostikverfahren im deutschsprachigen Raum zur Selektion von Risikokindern im Vorschulalter, die eine LRS entwickeln können, sind nicht ausreichend prädiktiv valide. Zudem ist ein Problem, dass die meisten dieser Diagnostikverfahren ausschließlich sprachlich basiert oder auf die phonologischen Fähigkeiten ausgerichtet sind. Ziel dieser Bachelorarbeit war es zu überprüfen, welche Verfahren im Vorschulalter mit großer Wahrscheinlichkeit Schwierigkeiten im Lese- und Rechtschreiberwerb vorhersagen. Dazu wurden 200 Kinder im Vorschulalter mit 25 unterschiedlichen Verfahren untersucht. Neben sprachlichen Untersuchungen wurden auch Verfahren wie Auge-Hand-Koordination oder Paar-Assoziationslernen abgenommen. Von diesen Kindern wurden 153 in der zweiten Klasse mit dem Weingartener Rechtschreibtest 1+ sowie den Untertests des Salzburger Lese- und Rechtschreibtests untersucht. Gute Prädiktoren für die Bestimmung von Lese- und Rechtschreibschwierigkeiten wurden über Regressionsmodelle selektiert. Als besonders prädiktiv erwiesen sich fünf Subtests. Diese kognitiven Bereiche haben eine gute Vorhersagekraft für die späteren Lese- und Rechtschreibleistungen und ermöglichen somit eine frühe Förderung beim Auftreten einer LRS.

Sind Diagnsotik und Therapie bei Lese- Rechtschreibstörung ursachenbasiert? - eine Literaturstudie.

Gerhards, S. & Petry, K. (2007)

  • Gerhards, S. & Petry, K. (2007)

Sind Diagnostik und Therapie bei Lese- Rechtschreibstörung ursachenbasiert?
Ziel dieser Arbeit war es, eine Übersicht über Ursachenhypothesen von Lese- Rechtschreibstörung (LRS) zu schaffen und zu überprüfen, inwieweit die Diagnoseverfahren und Therapiekonzepte an diesen Ursachenhypothesen ansetzen. Diese Zielsetzung wurde im Rahmen einer Literaturstudie internationaler Literatur bearbeitet. Es zeigte sich, dass die Ursache der LRS bis heute nicht ausreichend geklärt ist, und es unterschiedliche Theorien über die Ursache gibt. Die bedeutendste Ursache der LRS liegt in der Genetik. Demnach ist die LRS eine erbliche Störung, die auf chromosomale Veränderungen auf bestimmten Genen zurückzuführen ist. Daraus resultieren wiederum zahlreiche hirnanatomische und hirnphysiologische Besonderheiten und Defizite, die letztendlich die symptomaren Funktionsdefizite einer LRS begründen. Die heutzutage eingesetzten Diagnostik- und Therapieverfahren sind im Gegensatz zu der Vielzahl der Ursachenhypothesen begrenzt. Darüber hinaus gibt es nur wenige Therapieverfahren, deren Wirksamkeit empirisch belegt ist. Zusammenfassend lässt sich schlussfolgern, dass Diagnostik und Therapie bei LRS nicht ausreichend ursachenbasiert sind.

Frühförderung von Dyslexie-Risikokindern mit "Graphogame"

Feiter, N., Less, M., & Schückens, N. (2006)

  • Feiter, N., Less, M., & Schückens, N. (2006)

Jüngste Untersuchungen zeigen, dass die Förderung von Lese- Rechtschreibfähigkeitenbereits im Vorschulalter effektiv ist. Diese FrühfoÅNrderung ist besonders bei Risikokindernwichtig, die aufgrund von erblicher Vorbelastung ein erhöhtes Risiko für Lese-Rechtschreibschwäche (LRS) beziehungsweise Dyslexie besitzen. Gerade wegen dieserRelevanz und Möglichkeit einer FrühfoÅNrderung und basierend auf aktuellem Wissen,wurde in Finnland das Computerprogramm ‚Graphogame’ entwickelt. Mit Hilfe diesesProgramms lernen Vorschulkinder selbstständig Graphem-Phonem-Kopplungen. Dieniederländische Version dieses Programms wurde in dieser Studie mittels einerqualitativen Analyse evaluiert.Es fand eine Evaluation des Trainingsverhaltens bezüglich der den Lernerfolgbeeinflussenden Faktoren Motivation, Konzentration und sozioökonomischem Status statt.Anhand der Ermittlung des Zusammenhangs zwischen diesen drei Faktoren und sowohlder Höhe des Risikos für LRS, als auch des Erfolgs bei ‚Graphogame’, sollte festgestelltwerden, für welche Risikokinder das Programm geeignet ist. An der vorliegenden Studienahmen 13 niederländische Risikokinder mit erblicher Vorbelastung für Dyslexie teil.Anhand von Vormessungen wurde die Höhe des Risikos ermittelt. Anschließend übten dieteilnehmenden Kinder über einen Zeitraum von vier Wochen mit ‚Graphogame’. Mit Hilfevon Fragebögen für Eltern und Kind wurden die Daten zu den Faktoren Motivation,Konzentration und sozioökonomischen Status ermittelt. Aus den Ergebnissen dieser Studiefolgte, dass ‚Graphogame’ besonders für gut motivierte und konzentrierte Kinder zumÜben der Graphem-Phonem-Kopplung geeignet ist.

Einschätzung der Lese- und Rechtschreibleistungen in der Vorschulzeit: Eine Langzeitstudie über die prädiktive Validität.

Dahlmanns, S. & Koch, S. (2005)

  • Dahlmanns, S. & Koch, S. (2005)

Im Jahr 2001 wurde durch Köhn und Voß der Rohbau eines Instrumentes entwickelt, das alleLese- und Rechtschreibvoraussetzungen in der Vorschulzeit mit dem Ziel untersuchen sollte,bereits früh eine Einschätzung der späteren Lese- Rechtschreibleistungen machen zu können.In mehreren Schritten wurde dieses Instrument weiterentwickelt. In einer folgendenBachelorthesis wurde das Instrument an einer Stichprobe von 130 Kindern im Jahr 2002getestet, wodurch der Rohbau des Instrumentes gekürzt werden konnte. Der nun entstandene„Modellgeleitete Vorschultest der Lese- und Rechtschreibvoraussetzungen“ (MVL) wurde2003 durch eine andere Gruppe weiter auf seine Testgütekriterien untersucht und bei 70Kindern erneut abgenommen (Schebben & Jansen).Mertens et al. (2005) untersuchten ein zweites Mal 95 Kinder der Stichprobe, die bereits 2002getestet wurde, um eine Aussage über die prädiktive Validität machen zu können.Die Fragestellung dieser Bachelorthesis war: „Welche kognitiven Bereiche selektieren bereitsim Vorschulalter Kinder mit einem erhöhten Risiko für Schwierigkeiten beim Lese- undRechtschreiberwerb?“Das Ziel dieser Bachelorthesis war es, eine weitere Untersuchung der prädiktiven Validität zumachen, indem 58 der in 2003 getesteten Kinder erneut untersucht werden sollten. DieseKinder, die sich in der zweiten Grundschulklasse befanden, wurden durch ein nonverbalesIntelligenzscreening und einen Lese- und Schreibtest getestet. Anschließend wurden dieErgebnisse der Kinder aus der Vorschulzeit, die durch Schebben & Jansen erhoben wurden,verglichen mit den Leistungen in der zweiten Klasse.In einem weiteren Schritt war die Korrelation der Ergebnisse zu denen von Mertens et al. vonBedeutung, um eine Einschätzung der prädiktiven Validität des Instrumentes machen zukönnen. Hierdurch war es möglich, die aussagekräftigsten Subtests für Lese-Rechtschreibschwierigkeiten aus dem MVL zu selektieren.Durch diese neue Auswahl der Subtests bzw. kognitiven Bereiche soll ein Instrumententstehen, das eine Prävention und frühe Intervention bei Lese- Rechtschreibschwierigkeiten(LRS) möglich macht.

Lese- und Rechtschreibvoraussetzungen zur Selektion von Risikokindern auf LRS in der Vorschulzeit: Eine Studie zur prädiktiven Validität.

Mertens, K., Eittorf, A., Mütz, S., & Michler, V. (2004)

  • Mertens, K., Eittorf, A., Mütz, S., & Michler, V. (2004)

Durch Köhn und Voß (2001) wurde ein Diagnoseinstrument entwickelt mit der ZielsetzungLese- und Rechtschreibvoraussetzungen in der Vorschulzeit zu untersuchen und alle, in derLiteratur beschriebenen, Voraussetzungen zum Lesen und Schreiben mit einzubeziehen.Die Fragestellung dieser Bachelorthesis war:Welche Lese- und Rechtschreibvoraussetzungen selektieren Risikokinder auf LRS in derVorschulzeit?Im Jahre 2001 wurden 130 Kinder mit dem durch Köhn et al. beschriebenenDiagnoseinstrument getestet. 95 dieser Kinder wurden in der zweiten Klasse mit zwei LeseundRechtschreibtests und einem nonverbalen Intelligenzscreening erneut getestet, um dieprädiktive Validität der verschiedenen Subtests des MVL zu analysieren.Aus den Analysen wird deutlich, dass das durch Köhn et al. entwickelte Diagnoseinstrumentin 80% der Fälle eine gute Vorhersagekraft zeigt. Durch Selektion der meist prädiktivenSubtests kann ein neuer Test konstruiert werden, der in der Lage ist Risikokinder für LRS zuselektieren, außerdem ökonomischer ist und alle relevanten Testkriterien erfüllt.Besonders die Bereiche Spezielle Vorkenntnis Schriftsprache, Syntaktische Bewusstheit,Auditive Wahrnehmung, Auditives Kurzzeitgedächtnis, Laut - Zeichenkopplung,Diskrimination räumliche Lage und der Subtest Wortflüssigkeit haben eine signifikanteVorhersagekraft für die Lese- und Rechtschreibleistungen in der zweiten Klasse.

Modelgeleiteter Vorschultest der Lese- und Rechtschreibvoraussetzungen (MVL).

Jansen, D. & Schebben, A. (2003)

  • Jansen, D. & Schebben, A. (2003)

Im Zusammenhang mit Lese- und Rechtschreibschwierigkeiten ist das Bedürfnis für einefrühzeitige Erkennung und Förderung groß.Bislang gibt es jedoch für den deutschsprachigen Raum keinen ausreichend validen Test, derbei Vorschulkindern eine umfassende Untersuchung der Lese- undRechtschreibvoraussetzungen ermöglicht.Aus diesem Grund wurde im Rahmen einer Diplomarbeit an der Hogeschool Zuyd im Jahr2001 von Köhn & Voß, basierend auf dem „Synthesemodell der multimodalen Lese- undRechtschreibvoraussetzungen“ (Köhn & Voß, 2001), der „Modellgeleitete Vorschultest dermultimodalen Lese- und Rechtschreibvoraussetzungen“ (VMLR) entwickelt.Damit der VMLR in Zukunft gezielt eingesetzt werden kann, musste er anhand einerStichprobe überprüft und überarbeitet werden. Aus diesem Grund wurden der VMLR und dasihm zugrunde liegende Modell im Rahmen einer weiteren Diplomarbeit an der HogeschoolZuyd im Jahr 2003 von Dautzenberg, Jansen und Schumacher anhand einer Stichprobe von130 Vorschulkindern getestet und weiterentwickelt. Die modifizierte und gekürzte Versiondes VMLR ist der „Modellgeleitete Vorschultest der Lese- und Rechtschreibvoraussetzungen“(MVL). Da das von Köhn & Voß (2001) entwickelte Modell nur teilweise unterstützt werdenkonnte, erstellten Dautzenberg et al. (2003) anhand der Ergebnisse der durchgeführtenAnalysen ein neues Modell, das „Integrationsmodell der vorschulischen Lese- undRechtschreibvoraussetzungen“ (ILV). Ziel der vorliegenden Arbeit war es, auf der Basis empirisch gewonnener Daten undinhaltlicher Kriterien, den MVL und somit seine Gütekriterien, insbesondere dieRetestreliabilität, die bislang noch nicht überprüft wurde, und das ihm zugrunde liegende ILV zu überprüfen.Der MVL wurde bei einer Stichprobe von 70 Vorschulkindern zweimal abgenommen. ImAnschluss wurden die Korrelationen der beiden Ergebnisreihen auf verschiedenen Niveausermittelt. Die Ermittlungen ergaben, dass der MVL bei beiden Testabnahmen das gleichegemessen hat und dadurch außerordentlich zuverlässig ist.Zusätzlich wurde das „Bielefelder Screening zur Früherkennung von Lese- undRechtschreibschwierigkeiten“ (BISC), das der UÅNberprüfung der kriterienbezogenen Validität,sowie der Einschätzung der Vorhersagekraft des MVL dienen sollte, abgenommen.Um die von Dautzenberg et al. (2003) revidierte Testversion, den MVL, zu überprüfen,wurden alle Items einer Aufgabenanalyse unterzogen. Es erfolgte eine Gegenüberstellungbzw. ein Vergleich der Ergebnisse.In einem weiteren Schritt wurde eine Faktorenanalyse durchgeführt. Die Faktorenanalyseverfolgte den Zweck, die von Dautzenberg et al. (2003) extrahierten Faktoren und somit dieZusammenstellung der Leistungsbereiche des MVL, sowie das von Dautzenberg et al. (2003)erstellte ILV zu überprüfen. Die von Dautzenberg et al. (2003) extrahierten Faktoren undsomit die Zusammenstellung der Leistungsbereiche des MVL, sowie das von Dautzenberg etal. (2003) erstellte ILV konnten nur teilweise unterstützt werden.

Modelgeleiteter Vorschultest der Lese- und Rechtschreibvoraussetzungen.

Dautzenberg, I., Jansen, E., & Schumacher, A. (2003)

  • Dautzenberg, I., Jansen, E., & Schumacher, A. (2003)

Im Zusammenhang mit Lese- und Rechtschreibschwierigkeiten wird immer mehr der Ruf nachFrüherkennung und Frühförderung laut.Allerdings gibt es bisher für den deutschsprachigen Raum keinen ausreichend validen Test, der imVorschulalter eine umfassende Untersuchung der Lese- und Rechtschreibvoraussetzungen ermöglicht. Aus diesem Grund wurde im Rahmen einer Diplomarbeit an der Hogeschool Zuyd der Rohbau des„Modellgeleiteter Vorschultest der Lese- und Rechtschreibvoraussetzungen"(MVL) (damals„Modellgeleiteter Vorschultest der multimodalen Lese- und Rechtschreibvoraussetzungen")aufgestellt (vgl. Köhn & Voß, 2001). Da es sich dabei nur um eine erste Fassung handelte, war esZiel der vorliegenden Arbeit, den Test und sein zugrunde liegendes Modell auf seine Brauchbarkeit hin zu überprüfen und gegebenenfalls zu überarbeiten.Dieser Test wurde an einer Stichprobe von 130 Vorschulkindern ein halbes Jahr vor ihrerEinschulung überprüft. Zusätzlich wurde das Bielefelder Screening zur Früherkennung von Lese und Rechtschreibschwierigkeiten als Paralleltest bei derselben Stichprobe abgenommen. Die sogewonnenen Daten wurden ausgewertet und verglichen.Aufgrund der statistischen Ergebnisse und inhaltlicher Kriterien wurde der Test überarbeitet und wurden nicht geeignete Items aus dem Test entfernt. In einem weiteren Schritt dienten die empirischen Daten zur Überprüfung des von KÖHN, DESERNO und GÜNTHER (2002)aufgestellten Modells.Das „Multimodale Synthesemodell der Lese-Rechtschreibvoraussetzungen" konnte in der ursprünglichenForm nicht gestützt werden. Aus diesem Grund wurde ein neues Modell entwickelt, welches sich auf die Daten der Aufgaben- und der Faktorenanalyse stützt, das „Integrationsmodell der vorschulischen Lese- und Rechtschreib-Voraussetzungen". Dabei bildet die allgemeineEntwicklung des Kindes die Basis für alle ausdifferenzierten Fertigkeiten. Das Gedächtnis,zusammen mit den anderen exekutiven Funktionen, ist von essentieller Bedeutung für dieEntwicklung der anderen Lese- Rechtschreibvoraussetzungen. Die weiteren Lese- Rechtschreibvoraussetzungen sind in sprachliche, sensomotorische und intermodale Fertigkeiten zu gliedern. Die intermodalen Fertigkeiten bilden die Schnittmenge zwischen den sensomotorischen und den sprachlichenFertigkeiten. Zudem wurden in das Modell Analyse- und Syntheseprozesse mit einbezogen.Eine gute Entwicklung aller oben genannten Fertigkeiten ist Grundlage für einen problemlosenLese- und Rechtschreiberwerb.

Modellgeleiter Vorschulltest der multimodalen Lese- und Rechtschreibvoraussetzungen (VMLR).

Köhn, C. & Voß, K. (2001)

  • Köhn, C. & Voß, K. (2001)

In den letzten Jahren wurden zahlreiche Untersuchungen zu den vorschulischen Lese- und Rechtschreibvoraussetzungen durchgeführt. Mit Hilfe des hier vorgestellten „Multimodalen Synthesemodells der vorschulischen Lese- und Rechtschreibvoraussetzungen“ sollen die Ergebnisse strukturiert und anschaulich dargestellt werden, wobei keine Gewichtungen gesetzt wurden. Es beinhaltet im Groben die drei Grundkategorien der sprachlichen, auditiven und visuellen Voraussetzungen. Hinzu kommen die Voraussetzungen, die nicht nur einer Kategorie untergeordnet werden können. Zu nennen sind hier die sprachlich-auditiven, die sprachlich-visuellen und die auditiv-visuellen Voraussetzungen sowie die exekutiven Funktionen. Die zentrale Schnittfläche dieser Kategorien stellt die Strategien dar, die in der Lese- und Rechtschreibentwicklung eingesetzt werden. Ziel des Modells ist es, als Basis für eine modellgeleitete Diagnostik, wie auch Therapie zu dienen.